Ina Abuschenko-Matwejewa

Bildende Künstlerin

Publikationen

Der Giordano Bruno Zyklus,
Ina Abuschenko-Matwejewa (Arbeiten/Bilder) & Wolfgang Siano (Text)

Zu erwerben Bübül-Verlag Berlin

Die Kriminellen der Frau A.
Liederzyklus Komposition: KomponistInnen der Atonale e.V. – Text von Tanja Langer (2016)
Die Ausstellung ‚Zwiegespräch‘: Ina Abuschenko-Matwejewa und Barbara Schnabel mit dem Text von Tanja Langer (2018)

Zu erwerben Bübül-Verlag Berlin

Schnürsenkel für Chagall und andere Liebesgedichte: Kerry Shawn Keys, Bilder Ina Abuschenko-Matwejewa
Die Reise im Zug: Fariba Vafi, Bilder Ina Abuschenko-Matwejewa

Der BildZyklus „Schattenmänner“ von 2014 ist zusammen mit einem Text aus dem Liederzyklus „Die Kriminellen der Frau A.“ der Schriftstellerin Tanja Langer in der Zeitschrift für Worte, Bilder, Klang „Rhein!“ erschienen.

Kataloge

Papierarbeiten 2012-2014
Ina Abuschenko-Matwejewa Katalog (PDF)

Katalog Ina Abuschenko-Matwejewa
erschienen in Signifikante Signaturen (PDF)

Rezensionen

THE CONSEQUENCES OF FISHING – Ina Abuschenko-Matwejewa, (Birgit Cauer) und Tanja Langer

Die Ausstellung legt ein Netz aus, in und mit dem die (…)Künstlerinnen die Nachwirkungen ihres Fischzugs, die Nachbilder ihres Stipendiums in Norwegen, in Tare Steigen Air, gelegen im Lofoten Archipel einfangen: Die Begegnung mit einem anderen Ort, die immer eine Herausforderung und eine Bereicherung ist, wird nun zur Einladung in einen vielschichtigen Raumort, der die Erfahrungen, die Faszination einer fremden Gegend Form werden lässt.

Kunst ist immer auch ein Angebot zu einem Dialog mit dem Anderen, mit etwas, was wir nicht sind, und wirft solcherart den Begriff der Kunst und des Sehens immer wieder auf die Waagschale, lehrt uns dadurch immer wieder neu zu sehen.

(…)

Ein Übergängiges sind auch Ina Abuschenkos schwingende „Lichtbilder“, die sie mit Texten von Tanja Langer korrespondieren lässt: Beides sind mehrfache Übersetzungen im Sinn von Überfahrt vom Eindruck zum Ausdruck, zur künstlerischen Gestalt. Mit den nuancierten farbigen Papierobjekten wird die uralte Reliefauffassung als ein Verhältnis der Flächenbewegung zur Tiefenbewegung und damit aus der zweiten Dimension zur dritten subtil und frei reanimiert. Die Objekte führen ganz direkt in das spannungsvolle Verhältnis von Körper und Welt als ein sich beidseitig differenzierendes Relief, das zwischen Wahrnehmung und Tastsinn, zwischen Auftauchen und Verschwinden flottiert. Ina Abuschenkos Arbeiten spielen mit dem Rätsel des Davor, Dahinter, Dazwischen, dem Verbergen und Öffnen. Ihre Faltungen, die die norwegische Landschaft zum Ausgangspunkt haben, eröffnen und entfalten vielschichtige Fragen nach unserer Wahrnehmung, erkunden das vertrackte Verhältnis zwischen Vorbild und Bild, zwischen Mimesis und Schöpfung. Und es scheint, als ob sich dann in den vielschichtigen, diaphanen Bildgebilden, das Ereignis der Wahrnehmung erst erspielt, das – immer wieder neu – als Ähnlichkeit im Unähnlichen eintritt, das „des eignen Bildens Kraft“ zu sichtbaren Formen manifestiert

Mir kam bei der Betrachtung der im Licht changierenden Arbeiten Robbe-Grillets Roman Die Jalousie in den Sinn, ein Text, der sich aus Gesehenem, Erinnerungen, Halluzinationen und Träumen zusammensetzt. Der Text arbeitet mit ständigen Perspektiv-Wechseln, mit Bildern, mit Bildausschnitten. Im Tagesverlauf, mit dem Stand der Sonne, ändert sich auch der Ausschnitt, den der Erzähler sehen kann, kontinuierlich: Jalousien liefern immer nur Fragmente des Geschehens, nie eine umfassende Sicht.
Ina Abuschenkos Bild-Objekte führen damit auch in die (Poeto-)Logik des Bildes, des Bildens: Das Kunstwerk bezeugt etwas, das zu entgleiten droht, es bringt in aller Freiheit ein sonst nicht Gesehenes zur Anschauung. Und dieses Entgleiten hat zu tun mit dem Mittel der Unschärfe, der Auflösung eines festgezurrten Bildes, der Bewegung und Beweglichkeit des Blickes. Es ist ja gerade die Möglichkeit der Unschärfe, innere Bilder sichtbar zu machen. Vorstellungs- und Erinnerungsbilder werden so umsetzbar, denn auch unser Erinnerungsvermögen gibt uns keine detaillierte Aufschlüsselung, wie eine vergangene Szene sich abgespielt hat. Gerade offene, unscharfe Bilder, die mehr einen allgemeinen Eindruck, ein Atmosphärisches vermitteln, erwecken die latenten inneren Bilder in unserem Kopf zum Leben. Und das heißt auch teilzunehmen an der Verletzlichkeit, Wandelbarkeit, Flüchtigkeit der Dinge und Erscheinungen. Auf die gebrechliche Einrichtung der Welt, auf das Schreckliche neben dem Schönen verweisen auch die Fotos der Batterie Dietl im Keller: Die monströsen Überbleibsel der Küstenbefestigungsanlage aus dem 2. Weltkrieg auf Insel Engeløya sind fast wieder Natur und wie archaische Grabstätten außerhalb der Zeit. Und doch wird durch die Fremdsetzung, durch den anderen Blick die Geschichte dem Vergessen entrissen, in die Jetztzeit gekippt – ein Gleiten zwischen Aufhebung und Wiederkehr. Die unhörbare Eloquenz der Dinge wird Form.

Solcher handelnden Reflexion korrespondiert die Arbeit in Serien, die dann – auch – eine ständige Neubewertung des jeweiligen künstlerischen Ergebnisses offenhalten, die immer wieder neu Intuition und Ratio miteinander verknüpfen in der dynamischen Rhythmisierung der Fläche, in ihrer polyphonen Strukturierung. Annähernd abstrakte Linienzeichnungen, die doch die landschaftliche Horizontlinie assoziieren lassen und das stets sich verändernde Bild des Berges – beides richtet sich auf die die Sichtbarmachung einer Potentialität, auf das noch unbekannte Residuum anderer Möglichkeiten, die sich erst im Verfahren der Wiederholung mit einer Hervorbringung von Vielfalt verbindet. In diesen Serien wird jedes Ende zu einem neuen Anfang und ermöglicht damit die Erfahrung des Vergehens in der Zeit, des Transitorischen: Eine Form der Zeit
Im Spielraum der freien, persönlichsten Schöpfung lassen beide Künstlerinnen unvermutete Bilder entstehen, die auf das Uralte, Immer-Gewesene eines Urgrundes der Natur zurückverweisen, mit neuer Überzeugungskraft: Die Anschauung der Natur als Rätsel- und Selbstbild zugleich.
Und noch einmal Wittgenstein: „Ja, kann man ein unscharfes Bild immer mit Vorteil durch ein scharfes ersetzen? Ist das unscharfe Bild nicht oft gerade das, was wir brauchen?“

Dorothée Bauerle-Willert, 2018

Ausstellung Contact mit El Doelle, Produzentengalerie M. / Potsdam

… It is evident in this respect that she often works simply with paper. Paper the first place of disegno (drawing), paper the location of first thoughts, paper upon which we write, paper upon which we print our books, paper which for many hundreds of years has been the first site of creative human expression. … It will be noticeable immediately therefore that her works are on a small scale in which the forms are minimal and reduced to constructed essentials, and we are drawn in to look closely at their visual contents, to move our bodies toward them and engage intimately with the work. They are works of presence…

A second aspect of Ina Abuschenko-Matwejewa’s work is that of spatial extension, the component elements while they derive from a background of painting and graphics, they at the same time alter their initial sense of flatness by creating subtle relief-like spatial extensions. This dialectic of painting and sculpture is a central characteristic of modernism and constantly in her work. … Her concern is with subtle shifts of space whence she uses colour it is not that of a skin applied to a surface, as might be the case with a minimalist object, but is as an extension to the constructivist idea that (apart from the fact that colour is always dependent on light) colour can add to the optical plasticity of the thing as it is seen. Abuschenko-Matwejewa’s can be said to mirror and reflect many contemporary modernist concerns as regards the obfuscated boundaries between painting and sculpture.“

Mark Gisbourne, 2011

Werkausstellung der Stipendiaten der Akademie der Künste Berlin

… Die Pop Art, der Fotorealismus, eine neue Romantik, neue alte Formen der Abstraktion, die Monochromie, die Konzeptkunst, ein wieder aufkommender Expressionismus, das Neo-Informel, eine neue Farbfeldmalerei. Das könnte verheißen: „In einem scheinbar sinnlosen Akt dem Zwang der Nutzanwendung entkommen.“ (Soulpault) Dem liegt der Gedanke zugrunde, den Gedanken einer Aufgabe mit dem des Scheiterns zu verknüpfen, dass wir zuerst nur Fragen erleben und erst danach diese Fragen vor uns liegen. „Komm ins Offene, Freund…“ oder Freundin, dies, weil es keine andere Antwort als die Frage selber gibt…“ (H. Broch). Als Bevorzugte gilt seit Jahren für mich Ina Abuschenko-Matwejewa.

Rolf Szymanski, Februar 1997

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner